Turnier
Weertzen - Mareike
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... der Moment wenn Du
weißt, Du bist als nächstes dran, dir Sorgen
machst die Pattern zu vergessen, Dich neben die
Pylone stellst, merkst wie das Publikum und Deine
Freunde gespannt warten, es langsam immer stiller
wird, die Luft knistert, Du dem Richter zu nickst…
Und es dann nur noch Dich und Dein Pferd gibt. Du spürst
wie es jede deiner Hilfen annimmt, sich von alleine
versammelt und bereit ist den Leuten zu zeigen was
wir können!
Am 21. 07. 2017 war es soweit, wir fuhren zu
unserem ersten Turnier. Lange darüber nachgedacht,
oft davon geträumt und doch nie den Schritt zur
Anmeldung gewagt. Nun gab es kein Zurück mehr. Natürlich
war das Training ab einer Woche vorher die reinste
Katastrophe da wir nicht wirklich wussten was uns
erwarten wird und die Gedanken einfach ganz wo
anders waren. Von „Natürlich schaffen wir das,
das haben wir alles schon geübt!“ zu „Na ja,
Hauptsache wir sind da und haben Spaß“, schlug
die Stimmung von Tag zu Tag um.
Am Freitag war vor Ort alles hektisch, von Paddock
aufbauen, Pferde ausladen, Anhänger säubern,
Wohnmobil einrichten, Probe reiten, hin zu der Überraschung
dass die Halle und der Reitplatz ganz andere Maßen
haben als Zuhause! Natürlich kann man sich das im
Vorwege denken doch wenn Du plötzlich vor Ort bist
und weißt, dass am nächsten Morgen alle auf Dich
starren und eine gute Show erwarten, ist es doch
etwas ganz anderes…
Die Teilnehmer und das Team der Little O Ranch waren
unglaublich freundlich. Schnell fand man Anschluss
und beim gemeinsamen Lagerfeuer am Abend schwand die
Nervosität dem Gefühl des freien Lebens, ein Stück
Westerngefühls.
Und zack war es Samstagmorgen. Das Erste was ich hörte
war das genüssliche Kauen unserer Pferde, der Blick
der zufriedenen Tiere in der Morgensonne war
traumhaft und doch fragte man sich wie sie bei der
ganzen Turnieraufregung so ruhig und entspannt sein
können!
Die Aufregung vor dem Allerersten Lauf war riesig,
langsam kamen immer mehr unserer Leute und da wir
noch keine Routine hatten, war die Stimmung bei mir
sehr geladen – noch mal großes Sorry an alle die
ich eventuell angezickt habe!
Die Pattern für den Trail hatten wir im Kopf, nun
stand man mit mehreren in der Halle im Aufwärmbereich,
hin und her gerissen ob man den anderen Teilnehmern
zu schauen oder sich doch lieber auf sein Pferd
konzentrieren und es aufmerksam halten soll…
Als Cody und ich dran waren verschwand die Aufregung
komplett. Ich sah weder das Publikum noch hörte ich
irgendetwas anderes als meinen eigenen Herzschlag
und das Kauen von Cody. Wir waren bereit unser Können
zu zeigen und als ich den Richter zu nickte konnte
ich nicht mal mehr an irgendetwas denken, es gab nur
uns zwei und das Wissen dass unsere kleine
Westernfamilie komplett hinter uns steht. Natürlich
will man Thomas zeigen dass sich seine Geduld in uns
gelohnt hat! Doch erst mal war es wichtig
vorausschauend zu reagieren, klare Zeichen an das
Pferd zu geben, ruhig zu bleiben und es zu genießen
mit dem Tier eins zu werden. Es hat unglaublich viel
Spaß gemacht und auch wenn wir die Pattern nicht geübt
haben war es als wenn Cody meine Gedanken genau
verstand. Schneller als gedacht waren wir fertig,
ich nickte dem Richter zum Abschluss zu und plötzlich
waren wir nicht mehr alleine. Ich hörte die Musik
und den Applaus, sah wie Thomas strahlte und dachte
nur „Ach ja denn haben wir wohl nicht komplett
verkackt“.
Kaum draußen angekommen schoss das Adrenalin durch
meine Adern „Waren wir gerade wirklich da
drinnen??“. Als die Siegerehrung kam und ca. die Hälfte
von uns wieder rein durfte war es noch ein „Ach ja
schön noch mal rein zu dürfen“ Doch es wurden
immer mehr aufgerufen, nur wir blieben stehen.
„Hatte ich mich verhört? Die hatten doch gesagt
die 85 soll rein kommen oder?“. Das Grinsen auf
Thomas sein Gesicht wurde immer größer und langsam
verstand ich oder verstand auch nicht, ich wusste
nicht so recht. Cody und ich wurden als Letztes
aufgerufen und bekamen den ersten Platz- die Freude
war riesengroß, wir und ein Pokal?? „Natürlich
reite ich mit Pokal, Schleife und Gewinn meine
Ehrenrunde“, was für eine Frage! Immerhin bin ich
doch ein Cowgirl!
Das Gefühl wenn Du mit deinem Pferd vorne stehst,
Du merkst wie die Stimmung mit jedem neu Platzierten
immer aufgeheizter wird, dann als Letztes dein Name
fällt, DU UND DEIN PFERD dann noch vorne kommt und
das Publikum EUCH BEIDE feiert ist unbezahlbar. Ich
hätte schwören können, dass Cody’s Muskeln sich
mit jedem anderen Platzierten mehr anspannten und
innerlich habe ich ihn förmlich lächeln sehen als
alle auf uns schauten und sich mit uns freuten.
Viel Zeit zum Genießen blieb nicht, schnell die
Gewinne rum zeigen, Pokal verstauen und zack die nächsten
Pattern durch gehen.
Es ist kaum beschreibbar wie toll das Gefühl ist
mit einem Haufen Gleichgesinnter die Herausforderung
eines Turniers anzugehen, sozusagen ein Wochenende
unter neuen Freunden zu verbringen und dem Alltag
komplett zu entfliehen. Nie hätte ich gedacht dass
es was für mich wäre, doch dieses Gefühl wenn
andere die Kombination von Dir und Deinem Pferd
wertschätzen, ja wenn die Harmonie zwischen Euch
von anderen bestätigt wird… Ist unbezahlbar.
Ich habe vieles durch das Wochenende gelernt doch
neben den Platzierungen und Punkten (1. Platz LK4 A
Trail, 1. Platz LK4 A Western Pleasure, 2. Platz
Western Horsemanship, 17 Punkte), war es mir viel
mehr wert, dass Cody mir nach wieherte und immer
schaute wo ich hingehe. Er hat sich komplett auf
mich verlassen und ich mich auf ihn. Mir war es egal
wie wir platziert werden so lange ich wusste dass er
sich wohlfühlte, es ihm gut ging und wir einander
blind vertrauen konnten.
Punkte und Pokale sind schön anzusehen… Doch ein
rundum zufriedenes Pferd und allem vorweg ein glücklicher
Trainer sind absolut Goldwert!
Die Angst Thomas zu enttäuschen war natürlich groß,
doch das Vertrauen in ihn und seine ehrlichen Worte
waren größer.
Vielen Dank für diese unglaublich tolle Erfahrung!
Nächstes Jahr geht’s weiter und dann werden wir
auch die Reining und Ranch Riding rocken!!
Alles Liebe,
Mareike
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